Das ist RALF: Informationen für Forschende
Hintergrund: In Familien mit LGBTQ+ Eltern („Regenbogenfamilien“) identifiziert sich mindestens ein Elternteil als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer oder mit einer anderen nicht-heterosexuellen sexuellen Orientierung und/oder nicht-cisgeschlechtlichen Geschlechtsidentität. Die jüngsten sozio-rechtlichen Entwicklungen haben dazu geführt, dass die Zahl dieser Familien in Österreich zunimmt, aber es gibt hierzulande nur wenig Forschung über das psychische Befinden der Kinder in diesen Familien und das familiäre Zusammenleben und Funktionieren. Hinzu kommen ein allgemeiner Mangel an Theorieentwicklung sowie Grenzen statistischer Methoden, die traditionell in diesem Bereich verwendet werden. Diese empirischen, theoretischen und methodischen Einschränkungen behindern eine wirksame Politikgestaltung zum Schutz der psychischen Gesundheit von Eltern und Kindern und zur Prävention von Diskriminierung.
Fördergeber
RALF ist gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF:
Zielsetzungen: Mithilfe der Rainbow Austrian Longitudinal Family (RALF) Studie wollen wir das Forschungsfeld erweitern, indem wir ein von uns postuliertes Risiko- und Resilienzmodell von Familien mit LGBTQ+ Eltern in der ersten Längsschnittstudie dieser Art in Österreich empirisch testen. Wir werden Risiko- und Resilienzfaktoren auf mehreren Ebenen (d.h. auf der Ebene des Individuums, des Paares und der Familie) analysieren und die Bedeutung familiärer Prozesse als mögliche Mediatoren für die prospektiven Auswirkungen dieser Faktoren auf ein breites Spektrum psychologischer Befindens- und Entwicklungsoutcomes von Kindern sowie der psychischen Gesundheit von Eltern untersuchen. Durch einen partizipativen Forschungsansatz wird sichergestellt, dass die gelebten Erfahrungen von Regenbogenfamilien angemessen berücksichtigt werden.
Methoden: In drei Erhebungswellen (jeweils im Abstand von einem Jahr) untersuchen wir prospektive Risiko- und Resilienzfaktoren für das psychische Befinden von Kindern in Regenbogenfamilien. Wir werden 150 Regenbogenfamilien (einschließlich Alleinerziehende) in jeder Welle mittels Online-Fragebögen befragen, die nach drei Alterskohorten der Kinder (frühe Kindheit, mittlere Kindheit, Adoleszenz) unterteilt sind. In einer Fokusstichprobe erfassen wir zudem anhand standardisierter Verfahren Beobachtungsdaten zu familiären Interaktionen. Die Datenanalyse erfolgt mittels nicht-linearer Machine-Learning-basierter Modelle.
Innovation: Die RALF Studie stellt nach unserem Kenntnisstand die erste Längsschnittstudie weltweit dar, die familiäre Prozesse sowie Risiko- und Resilienzfaktoren von Kindern, die in Familien mit LGBTQ+ Eltern leben, mit einem Multi-Methoden-, Multi-Rater- und intersektionalen Ansatz umfassend untersucht. Intersektionalität, eine maßgebliche Perspektive in der Forschung zu LGBTQ+ Gesundheit, erfordert innovative statistische Methoden, die komplexe Wechselwirkungen zwischen Variablen modellieren können. Zu diesem Zweck werden wir in der Datenanalyse nicht-lineare Machine-Learning-Modelle verwenden. Unser partizipativer Ansatz gewährleistet darüber hinaus die aktive Einbindung von Community-Mitgliedern und Interessenvertreter*innen während des gesamten Forschungsprozesses. Dies beinhaltet u.a. leicht zugängliche Disseminationsstrategien (z. B. der Open-Access-Datenexplorer ExploRALF), um die Studienergebnisse der Community nahezubringen, der sie letztlich dienen sollen.